Do, 22. Oktober 2015, 18.30
Vortrag in der Welser Straße 20
Mag. Rene Ployer (Bundesdenkmalamt)
Der Attergau ist archäologisch vor allem wegen seiner Pfahlbauten bekannt. Während seit dem 19. Jh. die Anzahl der bekannten neolithischen Siedlungen recht bemerkenswert ist, weist der Forschungsstand zu Fundstellen der Römischen Kaiserzeit in diesem Gebiet ein großes Desiderat auf. Das heutige Bild zeigt Siedlungsstellen vor allem an den großen Seen (Attersee, Mondsee) sowie entlang der Flüsse Vöckla und Ager. Aus dem über 1000 km² großen Untersuchungsgebiet sind heute nur wenige lokalisierbare Fundplätze der Römischen Kaiserzeit bekannt. Einige von ihnen weisen auf ländliche Siedlungen hin, wobei bloß vier villae rusticae durch Teilgrundrisse des Hauptgebäudes oder der Nebengebäude archäologisch belegt sind.
Ein Gutshof davon ist jener auf dem Haushamer Feld bei Vöcklamarkt. Die Lage auf einer relativ sanft zum Vöcklatal abfallenden Terrasse bot die ideale Voraussetzung für eine villa rustica. Zwischen 2011 und 2014 wurde die Fundstelle vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien archäologisch untersucht. Während geophysikalische Prospektionen Auskunft über den Charakter und die Ausdehnung der Villenanlage gaben, erbrachten die Grabungen vor allem Erkenntnisse zum Erhaltungszustand und der Bautechnik. Neben dem Hauptgebäude, das dem Typus einer „Risalitvilla mit Innenhof“ entspricht, konnte ein älterer Vorgängerbau festgestellt werden. Reste von Nebengebäuden fanden sich unmittelbar südlich des Haupthauses. In den südlich und nördlich der Risalitvilla angrenzenden Wirtschaftsbereichen wurden ein birnenförmiger Ofen sowie zwei rechteckige Ziegelbrennöfen nachgewiesen.
Neben der Präsentation der Grabungsergebnisse sollen in dem Vortrag auch weitere römische Fundstellen kurz dargestellt werden. Ebenso wird anhand von Beispielen aus dem Attergau auf die Problematik von Fehlinterpretationen archäologischer Hinterlassenschaften eingegangen.

















