Do., 23. Oktober2025, 18.30
Vortrag in der Welser Straße 20
Alexander Habrich (Universität Wien)
Die zwischen 2020 und 2022 von der Grabungsfirma ASINOE GmbH durchgeführte archäologische Untersuchung am Römerweg 4 in Mautern brachte neue Erkenntnisse zur Siedlungsstruktur des römischen Vicus östlich des Kastells Favianis zutage. Für dieses bereits vielfach untersuchte Areal wurde bislang eine relativ einheitliche Bebauung angenommen: In der Pionierphase des 1. Jahrhunderts n. Chr. dominierten langgestreckte Holzbauten (sog. Streifenhäuser), während in der Folgezeit, bedingt durch den Zuzug norischer und pannonischer Zivilisten, Grubenhäuser überwogen.
Die Befunde der hier vorgestellten Maßnahme zeichnen jedoch ein differenzierteres Bild: Zwar ließ sich die Holzbauphase in ihrer üblichen Form nachweisen, doch wurden über den Fundamentgräben steinerne Mauersockel, massive Estrichböden und Hypokaustanlagen errichtet. Trotz zahlreicher nachantiker Störungen konnten diese Strukturen mindestens zwei komplexen und weitläufigen Baukörpern zugeordnet werden, die auf einen gewissen Wohnkomfort hinweisen.
Auch das bislang postulierte Vorhandensein eines etwa 100 Meter breiten unbebauten Streifens (Glacis) um das Kastell kann zumindest in diesem Bereich widerlegt werden: Die Grabungsfläche lag nur rund 60 Meter östlich der vermuteten Ostmauer. Zudem konnte anhand zweier sich ablösender Entwässerungskanäle eine gut entwickelte Infrastruktur nachgewiesen werden, wobei der jüngere Kanal wohl im späten 3. Jahrhundert aufgegeben wurde.
Die spätantike Nutzung des Areals lässt sich nur noch anhand von 16 Bestattungen im östlichen Grabungsbereich belegen. Diese setzten sich aus einfachen Erdbestattungen und mehrfach belegten Steinkistengräbern zusammen. Aufgrund ihrer Verteilung und der ungewöhnlichen Nähe zum Kastell markieren sie vermutlich den bislang unbekannten westlichen Rand des Gräberfelds Ost. Die meisten Gräber waren stark gestört, sodass eine genauere Datierung erschwert ist; die wenigen erhaltenen Grabfunde deuten jedoch auf eine bereits späte Belegungsphase hin.