Do, 18. Februar 2016, 18.30
Vortrag in der Welser Straße 20
Dr. Gerald Grabherr (Universität Innsbruck)
Eine Ahnung von der Einschätzung der Überquerung der Alpen bei den Römern gibt uns der römische Autor Strabo (IV, 6, 6): „… doch nicht überall ist es möglich, durch Felsen und ungeheure Bergwände hindurch, die den Weg teils überragen, teils unter ihm abfallen, die Natur zu überwinden. Und auch bei einem nur kleinen Fehltritt läuft man Gefahr, in bodenlosen Abgrund hinabzustürzen. Denn der Weg ist dort bisweilen so schmal, dass er den Fußgängern und selbst den damit vertrauten Saumtieren Schwindel verursacht. Die einheimischen Tiere dagegen tragen die Lasten sicher. Weder davor aber gibt es einen Schutz, noch vor den ungeheuren von oben herabstürzenden Eismassen, die ganze Reisegesellschaften wegzutragen und in die jähen Schluchten zu stürzen vermögen. Denn ungeheure Eismassen türmen sich übereinander, in denen gefrorene Schneeschichten auf Schneeschichten lagern, die sich an der Oberfläche leicht von den unteren lösen, bevor sie die Sonne gänzlich schmilzt…“
Strabo beschreibt eindringlich die schwierigen Geländebedingungen, die unwirtliche, schroffe Landschaft sowie die lauernden Gefahren in den Alpen. Dennoch waren es römische Ingenieure, die als erste systematisch großzügige Fahrstraßen über Alpenpässe bis weit über 2000 m Seehöhe anlegten. Der Vortrag soll einige Facetten dieser Ingenieurleistungen und der Verkehrslogistik der Antike aufzeigen.