Do, 25. April 2013, 18.30
Vortrag in der Welserstraße 20
Mag. Kerstin Kowarik (Naturhistorisches Museum Wien)
Ein internationales Forscherteam führte vom 7. bis 11. Mai im Hallstätter See Seekernbohrungen durch. Die ForscherInnen hoffen auf umfassende Erkenntnisse über prähistorische Klima- und Umweltverhältnisse aus den erbohrten Seesedimenten. Der Hallstätter See ist nicht zufällig gewählt. 400 m oberhalb liegt das älteste Salzbergwerk der Welt. Getragen wird das Projekt durch das Naturhistorische Museum Wien, das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die Universität für Bodenkultur Wien und die Freunde des Naturhistorischen Museums Wien.
Unter guten Erhaltungsbedingungen liefern Seesedimente wichtige Informationen über Temperaturentwicklung, Niederschlagsmengen, Hochwasserereignisse, aber auch über die Pflanzenwelt rund um den See sowie Bergstürze und Murenabgänge. Seen sind erstklassige Sedimentfallen. Pflanzenreste, Blütenstaub, Insekten und Mikroorganismen, Gesteine und viele andere Materialien werden über Luft und Wasser in Seen eingetragen. Ein Teil davon lagert sich in Schichten Jahr für Jahr am Seegrund ab. So entsteht im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende ein wertvolles Archiv, das detailliert Umwelt- und Klimaverhältnisse speichert, bis hin zu den Eingriffen des Menschen in seine Umwelt. Ähnliches gilt für Moore, auch sie sind wertvolle und schützenswerte Archive.
Ziel der Untersuchungen ist es, ein genaues Bild der Umweltbedingungen in der Vergangenheit zu gewinnen und die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt über einen langen Zeitraum zu studieren. Dabei interessiert ein Abschnitt besonders, die Spanne zwischen 2000 v. Chr. und der Zeitenwende. In dieser Zeit erfährt das Salzkammergut durch den prähistorischen Salzbergbau in Hallstatt einen echten Wirtschaftsboom. Es ist aber auch die Zeit bedeutender Klimaschwankungen. Wesentlich ist die Frage, welchen Einfluss die daraus folgenden Umweltveränderungen auf die Menschen und ihr Wirtschaftssystem in dieser alpinen Region hatten.