FAQ oder 10 Dinge, die wir immer gefragt werden
Wenn man sich wie wir Tag für Tag auf einer öffentlich zugänglichen Schaugrabung aufhält, dann erzählt man nicht nur sehr viel, sondern bekommt auch einiges zu hören. Dabei bekommt man erstaunlicherweise des Öfteren ähnliche Fragen gestellt (Kollegen und -Innen hier bitte zustimmend nicken). Daher aus gegebenem Anlass eine kleine Auflistung der am häufigsten gestellten Fragen:
1. Habt’s scho Gold gfunden?
Antwort: Nein, nicht wirklich. Nur wenige von uns können von sich behaupten je Gold gefunden zu haben. Generell findet man als Archäologe eher selten Gegenstände aus Gold. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in der Zwischenzeit immer nur schön tief rein mit dem Finger in die Wunde.
2. Wie tief grabt’sn nu?
Antwort: So ganz allgemein gehalten, etwas schwierig zu beantworten. Hier in Enns allerdings ist man meistens schon froh, wenn sich überhaupt das Fundament erhalten hat. Sprich: You see what you get. Recht viel tiefer wird das nicht mehr.
3. Findet ma do scho wos? oder manchmal auch: Findet’s scho was gscheits?
Antwort: Ums kurz zu machen: Ja und Ja. Man findet IMMER irgendetwas. Kommt halt nur auf die Definition an, was man unter „etwas“ und „gscheits“ versteht. Als Archäologe kommt es ja auf das große Ganze an und zumeist nicht auf einzelne Funde. Wir haben alle unsere Funde und Befunde gleich lieb
4. Und wieviele seids ihr do jetzt auf der Grabung?
Antwort: Manchmal kommt man sich hier schon ein bisschen vor wie in einem Zoo. Vielleicht denken manche deshalb, dass sich da noch irgendwo jemand versteckt haben muss, den man auf den ersten Blick nicht zu sehen bekommt. Und ab und zu ist das auch tatsächlich so. Dafür sorgen wir selbst mit tiefen Löchern zum Verstecken und Suchschnitten zum Untertauchen. Auch der Container eignet sich ganz gut zum zeitweisen Verschwinden. Aber im Allgemeinen sind wir nicht von der scheuen Sorte und halten uns im Freien auf dem Grabungsgelände auf.
5. Is oba scho a harte Arbeit oder? in der etwas chauvinistischeren Version: Is oba scho a harte Arbeit für a Frau oder?
Antwort: Wie bei jeder Arbeit gibt es natürlich auch bei uns Höhen und Tiefen. Die brennende Leidenschaft in jedem von uns hilft auch kalte Tage und harte Arbeit zu bewältigen. Ob Frau oder Mann macht da keinen Unterschied. Es gibt sowieso jeder sein Bestes.
6. Und wos sieht ma do jetzt?
Antwort: Zugegeben es ist für das geschulte Auge schon etwas leichter Mauern von Erde zu trennen, aber ganze Hausgrundrisse können im Allgemeinen selbst von Laien erkannt werden. Die Frage zielt zumeist wohl eher auf die Funktion des Gebäudes (wie in unserem Fall) ab und das ist während der Grabung teilweise auch für uns nur schwierig zu beantworten. Das stellt sich oftmals erst mit der wissenschaftlichen Auswertung der Funde heraus … oder auch nicht. Wir können daher direkt auf der Grabung meist nur eine Vermutung hegen oder den derzeitigen Wissensstand weitergeben.
7. Wos war des beste (teuerste, schönste, wertvollste,…) des du/ihr bis jetzt gfunden hast/habts?
Antwort: Auch diese Frage lässt sich nicht so einfach allgemein beantworten. Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters und oftmals spielen die Umstände eines Fundes eine viel größere Rolle, als der Fund selbst. Dazu ein Bespiel: Wenn man auf einer Grabung wochenlang nur Erde schaufelt, dann kommt einem eine kleine Keramikscherbe vor wie der Fund des Jahrhunderts. Auf einer Grabung in der man Funde praktisch mit dem Kübel herausschöpfen kann, wird selbst ein Metallfund zum Alltag. Dennoch hat wohl jeder Archäologe einen oder zwei seiner Funde aufgrund der Umstände und/oder der Bedeutung besonders ins Herz geschlossen.
8. Woher wisst’s ihr wie alt des is?
Antwort: Um das zu können, gibt’s das Archäologiestudium. Da lernt man ganz nützliche Dinge, die einem dabei helfen Funde und Befunde (also Mauern, Gräben, Gruben) genauer zu datieren. Zumeist liefern diese eindeutige Hinweise, wie etwa eine bestimmte Bauform oder bestimmte Keramikgattungen, die es nur in der jeweiligen Zeit gibt. Im Römischen wäre das zum Beispiel die sogenannte Terra Sigillata, also das Essgeschirr der Römer.
9. Und ihr seid’s richtige Archäologen?
Antwort: Ja und nein. Als Archäologe darf man sich eigentlich erst bezeichnen, wenn man das entsprechende Studium abgeschlossen hat. Unsere Grabungsleiter Felix und Stefan haben das natürlich, ansonsten dürften sie auch keine Ausgrabung durchführen. Der Rest von uns hat das Studium entweder bereits hinter sich oder steckt gerade mitten drin. Die meisten Mitarbeiter sind allerdings alte Hasen in dem Geschäft und haben bereits viel Grabungserfahrung.
10. Und wos passiert mit dem donn, wenn ihr fertig seids?
Antwort: Das liegt nicht in unserer Hand und oftmals wissen wir das selbst auch nicht so ganz genau. Wir sind im Grunde dafür zuständig den Befund auszugraben und so viele wissenschaftliche Informationen wie möglich zu generieren. Die weitere Vorgehensweise ist ein Prozess, in dem vor allem Grundstückseigentümer und Bundesdenkmalamt (BDA) involviert sind.