Archäologische Etikette

Sie waren bei uns auf der Schaugrabung auf Besuch und können anderen Leuten darüber berichten, trotzdem haben Sie vielleicht das Gefühl, es fehlt Ihnen noch der richtige archäologische Umgangston. Kein Problem, wir helfen aus und listen hier Beispiele von der Grabung – mitsamt Erklärung – auf, welche in einem Fachgespräch vorkommen könnten. Auf der nächsten Party werden Sie bestimmt für Ihr Fachwissen beneidet werden.

“Das ist ein leichtes Maschinengewehr und feuert mit Laser.”

Erklärung: Eine vorbildliche Erklärung eines Kollegen über die Funktionsweise des Tachymeter. Die fantasievolle und bildliche Beschreibung könnte von einem Universitätsprofessor stammen.

“Schicht ist Pflicht.”

Erklärung: Zum Einen sollte man auf der Arbeit erscheinen und die Zeiten sind auf jeden Fall genauestens einzuhalten. Da ja aber Zeit bekanntlich Geld ist, spart man mit dieser Verkürzung wertvolle Sekunden. Zum Anderen sind wir aus ethnischen Gründen dazu verpflichtet jede Stratigrafische Einheit (Schicht) separat zu dokumentieren und abzubauen.

“Is des jetzt Nebel oder staubts do so?”

Erklärung: Diese Frage hört man oft auf Grabungen, wobei dahinter mehrere Szenarien stehen könnten. Entweder es handelt sich um einen Wetterumschwung, und man macht sich berechtigt Sorgen, ob die Kollegen nicht in die nächste Grube fallen – oder ein Kollege arbeitet mit solch einem Enthusiasmus, dass ringsum der ganze Dreck aufgewirbelt wird. Dabei besteht aber die Gefahr, dass der Staub eingeatmet wird und auch hier ist die Sicht wiederum stark eingeschränkt.

“Nua ned bruma, wird scho kuma!”

Erklärung: Man sollte mit einem gesunden Optimismus an die Sache rangehen und geduldig bleiben. Pessimismus hat noch niemandem geholfen und verschlechtert insofern auch die Moral des gesamten Teams.

“Der Befund lauft uns ned davon….. leider..”

Erklärung: Bei einem Befund handelt es sich um eine archäologische Struktur. Nicht immer hat man genug Zeit, vor allem zum Ende der Grabung hin, diese vollständig zu untersuchen und abzugraben. Da wünscht man sich so manchmal, dass dies von alleine passiert. Bis jetzt konnte das Phänomen noch nicht direkt beobachtet werden. So mancher Archäologe behauptet aber in der Dämmerung der aufgehenden Sonne dies gesehen zu haben.

“Jeder steht genau da, wo er es verdient hat.” Ein Kollege: “Ich stehe auf der untersten Stufe der Leiter.”

Erklärung: Wer steht auf der untersten Stufe? Genau, derjenige der einem Sicherheit und Geborgenheit gibt. Während man oft in schwindelerregender Höhe Fotos machen muss, ist man immer froh sich auf jemanden verlassen zu können, der alle Kraft und Einsatz gibt, um die Leiter daran zu hindern bei Windböen und Erdbeben umzufallen. Diesen Platz verdient sich also nicht jeder.

Das Journal

… berichtet über aktuelle Themen zur Archäologie mit dem Schwerpunkt Österreich.

Falls Sie einen entsprechenden Bericht, eine Veranstaltung o.Ä. hier veröffentlichen möchten, kontaktieren Sie uns bitte unter journal@sonius.at.

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